Anna Malagrida
Frontera

October 31 – December 19, 2009

Am Freitag den 30. Oktober 2009 um 19.00 Uhr eröffnen wir unsere zweite Ausstellung der spanischen Fotografin Anna Malagrida. Malagrida studierte in Barcelona und Arles und lebt seit 2004 in Paris. Mit ihren Fotoserien Intérieurs (2000-2006) und Paysages (2006) sowie zahlreichen institutionellen Einzel- und Gruppenausstellungen erlangte sie internationale Bekanntheit. Ein bestimmendes Element ihrer Arbeiten besteht in dem Verweis auf das seit der Renaissance so bedeutende Paradigma vom Gemälde, das wie ein Blick durch ein Fenster funktioniert. Allerdings beschränkt sich Malagrida nicht auf diese kunsthistorische Referenz, sondern lädt ihre Werke mit einer Vielzahl weiterer Bedeutungsfacetten auf. So hebt sie in ihren Fotografien und Videos nicht zuletzt die Fragilität der Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt hervor und spielt mit der Grenze zwischen öffentlichem und privatem Raum.

In den Werken der Ausstellung, also den Fotografien der Serie Vistas veladas (2007) und in der Videoinstallation Frontera (2008), setzt sich die Künstlerin mit verschiedenen Erscheinungsweisen von kulturellen oder territorialen Grenzen jenseits realexistierender Grenzverläufe auseinander.

So zeigen die Fotoarbeiten der Serie Vistas veladas, die wir in den oberen Räumen der Galerie zeigen, Blicke aus den Fenstern westlicher Luxushotels in Amman (Jordanien) hinunter auf die von Gegensätzen geprägte, orientalische Stadt. Doch präsentiert die Künstlerin keine einfachen Stadtlandschaften, sondern lässt die Distanz, zwischen der Innen- und der Aussenwelt sichtbar werden, indem sie eine scheinbar beklagenswerte Beschädigung der Negative ummünzt und zu einem Teil des Werkes werden lässt: um in die Hotels zu gelangen, musste die Künstlerin mit ihrem ganzen Fotoequipment flughafenähnliche Sicherheitskontrollen in den Foyers passieren. Bei der Entwicklung der Filme stellte sie dann fest, dass ihre Fotografien – entgegen der Versicherungen des Sicherheitspersonals – durch die Einwirkung der Röntgenstrahlung partiell überbelichtet worden waren. Doch statt zu versuchen, die Fehler digital zu korrigieren, entwickelte sie die ausgebleichten Negative. Auf den Abbildungen erscheint das Häusermeer der Stadt des Nahen Ostens nun nurmehr blaß, hinter einem weißen, undurchdringlichen Schleier, in dem sich der imaginäre Grenzverlauf innerhalb der Stadt, bzw. zwischen der Welt der westlich geprägten Hotels und der östlichen Lebenswelt innerhalb Ammans manifestiert.

In der Videoinstallation Frontera, die wir im unteren Raum der Galerie zeigen, verwendet Malagrida roten Rauch, um sich mit der unsichtbaren Gegenwärtigkeit von Geschichte in einer scheinbar unberührten Natur an der ehemaligen Grenze zwischen Frankreich und Spanien auseinanderzusetzen.

Die Installation zeigt uns das Bild einer Berglandschaft im Corbières im Süden der Pyrenäen, wo zahlreiche Kriege zwischen Spanien und Frankreich ausgetragen wurden. Plötzlich hört man eine Explosion und es steigt – ohne daß eine Ursache für die Explosion gezeigt wird – roter Rauch auf, bis nichts mehr von der Landschaft zu sehen ist. Der dichte Rauch erzeugt ein bedrohliches Gefühl von Angst und eine Ahnung vom Blut, das an dieser Stelle in den Boden sickerte. Zugleich versetzt es den Betrachter in die merkwürdige Stimmung eines Tagtraumes. Durch die langsamen Bewegungen des Rauches im Wind scheint die Zeit aufgehalten zu sein, so daß unser Begriff von der Zeit verändert ist; bis der Rauch schließlich ganz verschwunden ist und die Landschaft wieder zum Vorschein kommt.

On Friday, October 30, 2009 at 7.00 p.m. we will inaugurate our second show with the Spanish photographer Anna Malagrida.

Malagrida, after having studied in Barcelona and Arles, lives since 2004 in Paris. With the series of photographs Intérieurs (2000-2006) and Paysages (2006) as well as with numerous institutional single and group exhibitions she won international publicity. One determinative element of her works can be seen in the reference to the paradigm of paintings that function like a view through a window, a paradigm that was so important to the Renaissance. However, Malagrida does not reduce her works to this art historical reference, but charges them with more facets of signification. For instance, she is accentuating in her works the fragility of the relation between man and environment and she is playing with the border between the public and the private space.

In the pieces of our exhibition, that is, the photographs of the series Vistas veladas (2007) and the videoinstallation Frontera (2008), the artist deals with different appearances of cultural and territorial borders beyond the frontiers defined between countries in the real world.

The photographs of the series Vistas veladas that we show in the upper spaces of the gallery show views from the windows of western styled luxury hotels in Amman (Jordan) down to this oriental city formed by differences. However, the artist does not show us simple cityscape, but makes visible the distance between the inner and the outer world by using a supposedly lamentable damage of the negatives in the way that she lets this damage become a part of the piece: in order to get into the hotels she had to pass – with her entire photographic equipment – through the airport-like security checks in the lobby. When she developed her film material, she realized that her photographs – contrary to what the security personal had promised – was partly overexposed due to the exposure to the x-rays. Instead of attempting to correct these imperfections digitally, she had the pale negatives developed. Now, on the images, the sea of houses appears pale, as if it was behind a white, tight veil in which the imaginary border within the city, respectively between the world of the western hotels and the eastern daily world within Amman is manifested.

In her videoinstallation Frontera that we show in the lower space Malagrida uses red smoke to deal with the invisible presence of history in a seemingly untouched nature at the former frontier between France and Spain. The installation shows the prospect of a mountain scenery in the Corbières in the South of the Pyrenees, where numerous wars between Spain and France have taken place. Out of the blue, one hears an explosion and sees – without understanding the cause for the explosion – red smoke expanding until the landscape is covered. The dense smoke generates a feeling of anxiety and an idea of the blood that seeped in the ground at this location. In the same time, the viewer is dislocated into the awkward state of a daydream. Because of the slow movements of the smoke time seems to be halted in a way that our notion of time is changed; in the end, the smoke dis- and the landscape reappears.