Anna Malagrida
Sockel

June 29 – August 17, 2013

Wir freuen uns sehr, am 28. Juni von 19 bis 21 Uhr mit Sockel die erste Einzelausstellung von Anna Malagrida in Berlin zu eröffnen.

In der Ausstellung Sockel zeigen wir Photographien aus dem Projekt Los Muros Hablaron, mit denen sich die Künstlerin mit den sozialen Protesten in Spanien, wie zum Beispiel Movimiento 15M oder Indignados, seit Mai 2011 auseinander setzt. Ausgangspunkt des Projektes waren soziale Netzwerke und Blogs im Internet, in denen die Orte der Demonstrationen in Barcelona und Madrid gezeigt wurden. In einem ersten Teil des Projektes legte die Künstlerin ein Tagebuch an, in dem sie die Worte, die die Demonstranten mit Sprühfarbe an den Häuserwänden hinterlassen hatten, festhielt. In einem zweiten Teil versuchte sie anhand ihrer Aufzeichnungen die Graffitis wiederzufinden, doch waren die meisten Begriffe bereits einen Tag nach ihrer Entstehung schon übermalt oder weggewischt worden.

Die Photographien in unserer Ausstellung zeigen die Sockel repräsentativer Gebäude der großen spanischen Banken auf denen von den Texten nur noch vereinzelte Spuren zu sehen sind. Es scheint, als wären die schriftlichen Manifestationen der Wut und Verzweiflung genau so schnell verschwunden wie die Menschenmassen, die die Plätze und Straßen wenige Stunden zuvor noch besetzt hatten. Das Projekt Los Muros Hablaron widersetzt sich dieser von der Zensur bestimmten Flüchtigkeit. Die Photographien von Malagrida verwandeln die Sockelzonen der Gebäude der angeklagten Institutionen in Monumente des Protestes und des Widerstandes. Die gewählten Ausschnitte betonen die Materialität der Oberfläche und lassen die Häuserecken als steinerne Skulpturen erscheinen.

Zu der Ausstellung erscheint eine von Anna Malagrida gestaltete Zeitung. Darin sind alle Orte, an denen sie in Madrid und Barcelona photographiert hatte, in Stadtpläne eingezeichnet und es sind die Begriffe aufgeführt, die an den Häuserwänden zu lesen waren.

Malagrida studierte in Barcelona und Arles und lebt seit 2004 in Paris. Mit ihren Fotoserien Point de Vue (2006) und Vitriñas (2008 )sowie zahlreichen institutionellen Einzel- und Gruppenausstellungen überwiegend in Spanien und Frankreich erlangte sie erste internationale Bekanntheit. Ein bestimmendes Element Ihrer Arbeiten liegt in der Nähe zur Malerei und Skulptur, die sie durch die Auswahl ihrer Motive und die Betonung der Materialität herstellt. Allerdings beschränkt sich Malagrida nicht auf diese medialen Referenzen, sondern lädt ihre Werke mit einer Vielzahl weiterer Bedeutungsfacetten auf. So hebt sie in ihren Fotografien und Videos nicht zuletzt die Fragilität der Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt hervor und spielt mit der Grenze zwischen öffentlichem und privatem Raum.

We are pleased to announce the opening of Sockel, Anna Malagrida’s first solo exhibition in Berlin on June 28, 2013 at 7 pm.

In her exhibition, Malagrida shows photographs of the project Los Muros Hablaron (The Walls Spoke), in which she documents the social protest movements, like Movimiento 15M and Indignados, which occured in Spain in May 2011. Starting point of Los muros hablaron were blogs on the internet, which showed locations in Barcelona or Madrid where the demonstrations took place. As a first part of the project, the artist made notes of the texts, which the demonstrators had spray-painted and written on the walls in the streets. In a second part, Malagrida tried to find the actual places following the notes of her diary, but the day after those texts were already painted over or brushed away.

The photographs in our exhibition show socles of representative Spanish institutions such as banks, universities or political buildings on which only isolated traces of the texts are visible. It appears as though the written manifestations of anger and desperation disappear just as quickly as the mass of people that had occupied the streets only hours before. The project Los Muros Hablaron resists the elusiveness of censorship. The photographs from Malagrida transform the socles of the accused institutions into monuments of the protests and resistance. The chosen section emphasizes the materiality of the surface and allows the socles to emerge as stone sculptures.

For the exhibition Malagrida published a newspaper which illustrates all the locations that have been photographed by her. The places have been marked in maps and the texts that could be read are documented. Malagrida studied in Barcelona and Arles and has been living in Paris since 2004. She first gained international recognition with her photo-series Point de Vue (2006) and Vitrinas (2008/9) as well as numerous institutional solo and group exhibitions. A defining element of her work lies in her ongoing examination of other media like painting and sculpture through her motifs and the emphasis on materials, without her work loosing the specific qualities of the photography. However, Malagrida is not limited to these medium references, her work involves numerous and multi-faceted layers of meaning. Charged by a dialectic of the exterior and the interior, of brightness and darkness, the works of Malagrida explore the act of seeing in an esthetic as well as politic way.