Koen van den Broek
The Dog

March 9 – May 18, 2019

Wir freuen uns, am 8. März 2019 um 19 Uhr mit The Dog unsere siebte Ausstellung des belgischen Malers Koen van den Broek zu eröffnen. Neben einer Reihe neuer Gemälde werden wir erstmalig auch Kohlezeichnungen zeigen.

Auf den titelgebenden Hund ist van den Broek zwar nicht gekommen, wohl aber darauf, ausgedehnte Gänge mit seinem Collie durch die Landschaft, die sein Haus in Schilde bei Antwerpen umgibt, zu machen. Entsprechend sehen wir auf den neuen Gemälden keine amerikanischen Städteansichten oder Landschaften mehr, keine Wüsten, keine Autobahnbrücken. Vielmehr malt van den Broek seine Heimat: Felder, Wiesen, Wälder, Gatter, Koppeln, Wege, also eine Kulturlandschaft des europäischen Westens. Oft steht mehr oder minder in der Mitte des Bildes eine die Bildfläche strukturierende Pflanze, die nicht nur links und rechts definiert, sondern auch Vorder- und Hintergrund.

Für diese Gemälde hat van den Broek eine für ihn zum Teil neue Palette gewählt. Die Farben sind gedämpft, das Licht überwiegend diffus, als schiene in Belgien nur selten die Sonne. Die Blätter der Pflanzen sind gelb und haben teils schwarze Flecken, zeigen Verfallserscheinungen, als fielen sie beim nächsten Windstoß ab. Sie wirken mit ihren rötlichen Trieben wie Pflanzendarstellungen im Jugendstil und mit ihrer Fleischlichkeit haben sie auch eine erotische Seite, wie Gliedmaßen bei Akten aus dem Œuvre von Egon Schiele oder Gustav Klimt. Insgesamt durchzieht die Werke ein Moment von Melancholie und Fragilität. van den Broek setzt damit der Endlichkeit unseres Daseins ein Zeichen. Im Unterschied dazu stehen die früheren Arbeiten, insbesondere die typischen Bordsteinkantenmotive, für Permanenz und Stärke.

van den Broek verleugnet mit diesen Bildern keineswegs seine bild-konzeptuelle Vergangenheit. Das Interesse am fotografischen Blick und damit auch das Interesse daran, die beiden Medien in Beziehung zu setzen, bzw. sich als Maler mit dem Medium der Fotografie auseinanderzusetzen, bleiben erhalten. Die Bildkomposition ist auch weiterhin von der Fotografie bestimmt, die kompositionellen Entscheidungen werden mit der Auswahl der Fotografien getroffen. Doch erzielt van den Broek mit seinen neuen Arbeiten eine ganz eigene, vielleicht kann man sagen: gereifte Stimmung. Er ist nicht mehr der Abenteurer “on the road”, der mit lauter Musik im Auto durch den amerikanischen Westen fährt und versucht, in seinen Bildern das Erhabene dieser Landschaft einzufangen. Sondern er ist ein Mann, der bei sich angekommen ist und eben das Schöne auch in den kleinen Dingen – eine Pflanze, ein Schatten vom Zaun einer Pferdekoppel auf seinem täglichen Spazierweg – sehen kann.

Die amerikanische Landschaft und die großen Metropolen des amerikanischen Westens wird van den Broek natürlich nicht vergessen oder gar vernachlässigen. In unserer Ausstellung sind sie in Kohlezeichnungen präsent. Sie sind – wiederum nach Fotografien des Malers, die er über die letzten 20 Jahre geschossen hat – bei van den Broek zu Hause entstanden, mit Kohle aus seinem Kamin. Entsprechend energisch ist der Strich, entsprechend rau die Erscheinung der Blätter, die an Kohlezeichnungen aus dem deutschen Expressionismus erinnern. Nur: die Emotion, die diesen Werken aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts unterliegt, hat van den Broek nicht angetrieben. Seine Blätter sind – auf inhaltlicher Ebene – genauso konzeptuell trocken und hart wie seine Gemälde es immer waren.

We are pleased to open our seventh exhibition of the Belgian painter Koen van den Broek with The Dog on March 8, 2019 at 7 pm. In addition to a series of new paintings, we will also be showing charcoal drawings for the first time.

For this show van den Broek used photographs that he took during extensive walks with his Scottish collie through the landscape surrounding his house in Schilde near Antwerp. Accordingly, in the new paintings we see no more American city views or landscapes, no deserts, no motorway bridges. Rather, van den Broek paints his homeland: fields, meadows, forests, gates, paddocks, paths, a cultural landscape of the European West. Often the center of the painting is more or less a plant structuring the picture surface, which not only defines left and right, but also foreground and background.

For these paintings van den Broek has chosen a palette that is partly new for him. The colors are subdued, the light predominantly diffuse, as if the sun was seldom shining in Belgium. The leaves of the plants are yellow and partly have black spots, showing signs of decay, as if they fell off with the next gust of wind. With their reddish shoots, they look like plant depictions in Art Nouveau style and with their fleshiness they also have an erotic side, like limbs in nudes from the oeuvre of Egon Schiele or Gustav Klimt. All in all, the works are permeated by a moment of melancholy and fragility. van den Broek thus sets a signal for the finiteness of our existence. In contrast, the earlier works, especially the typical border motifs, stand for permanence and strength.

With these paintings van den Broek by no means denies his pictorial-conceptual past. The interest in the photographic gaze and thus also the interest in relating the two media, or as a painter in dealing with the medium of photography, remain. The composition of the image continues to be determined by photography; the compositional decisions are made with the selection of the photographs. Yet van den Broek’s new works achieve a very special, perhaps even mature, mood. He is no longer the adventurer “on the road” who drives through the American West with loud music in his car and tries to capture the sublime of this landscape in his paintings. Rather, he is a man who has learned to enjoy his home and who can see the beauty in the little things – a plant, a shadow from the fence of a paddock on his daily walk.

Of course, van den Broek will not forget or even neglect the American landscape and the great metropolises of the American West. In our exhibition they are present in charcoal drawings. They were made at van den Broek’s home – again after photographs taken by the painter over the last 20 years – with coal from his fireplace. The line is correspondingly energetic and the appearance of the works correspondingly rough, reminiscent of charcoal drawings from German Expressionism. But van den Broek was not driven by the emotion that underlies these works from the early 20th century. His drawings are – in terms of content – just as conceptually dry and hard as his paintings have always been.