Nic Hess
Season’s Greetings

November 26, 2011 – January 28, 2012

Wir freuen uns sehr, am 25. November 2011 um 19 Uhr mit Season’s Greetings die erste Einzelausstellung von Nic Hess in unserer Berliner Galerie zu eröffnen. Den mechanisierten Weihnachtsgruß, der uns einer Kaufauforderung gleich zu dieser Jahreszeit massenhaft ins Haus flattert, hat der Schweizer Künstler Nic Hess als Titel seiner Ausstellung gewählt, in der er mit einem schattenwerfenden Logohäuschen und drei Licht-Installationen mit Overheadprojektoren den feierlichen Schein westlicher Weihnachtlichkeit ironisch hinterfragt.

Wie in seinen bisherigen Installationen mit Folien und Klebebändern, wie sie auch am Eingang der Galerie auf der gläsernen Verbindungstür zum Büro zu sehen ist, spürt Hess auch in den drei Lichtarbeiten Feierlichkeit I–III unseren Gewohnheiten im Umgang mit den universellen Informations-Bildern und den daraus resultierenden Bedeutungsverschiebungen nach. Doch während er in seinen raumgreifenden Wandzeichnungen Logos und Piktogramme aus ihrem Kontext befreite, indem er sie zu Kompositionen collagierte, die auf dem unmittelbar Erkennbaren der jeweiligen Zeichen basierten, rekontextualisiert Hess hier durch die offenkundige Differenz zwischen der Bedeutung der Projektion und des vom Overheadprojektor projizierten Objektes. So leuchtet der ganze erste Raum der Ausstellung von einem warmen, feierlichen Orange eines wandfüllenden Kirchenfensters – auf dem Projektor liegen aber nur verschiedene Schriftschablonen (Feierlichkeit I). Ein projizierter Löcherteppich, der wie ein Kompendium anmutet, das alle bekannten Sternbilder in einem Setzkasten versammelt, ist in Wirklichkeit ein Abbild der aufeinanderliegenden, durchgestanzten Noten der Arie “Frohe Hirten” aus dem Weihnachtsoratorium von Bach (Feierlichkeit II). Und der still in der Ecke scheinende lebensgroße Weihnachtsbaum entpuppt sich als durchsiebte Einkaufstüte von Aldi (Feierlichkeit III). Benutzte Hess früher das Licht der Overheadprojektoren um seine großformatigen Wandzeichnungen zu komponieren, reduziert der Künstler im ersten Teil der Ausstellung sein Wirken radikal, indem er die Funktion der Projektoren von der projizierenden Zeichenhilfe zum Zeichenprojektor erhöht.

Diese Entmaterialisierung wird im zweiten Raum der Ausstellung durch die Skulptur Haus negativ gespiegelt. Einem überlebensgroßen Lebkuchenhäuschen gleich steht hier eine begehbare Holzhütte, deren Wände und Dach aus Piktogrammen und den Logos bekannter Firmen konstruiert ist. So werden WWF Bär und Recycling Zeichen zu einem Dach montiert und das Piece-Zeichen, der Nike-Swoosh, das Raute-Zeichen bilden mit der Schlange von Alfa Romeo, den Adidas Streifen – um nur einige zu nennen – die Aussenwände. Die von einem Scheinwerfer an die Wand geworfenen Schatten der Zeichen, verweisen auf die früheren Installationen, die Hess mit seiner neuen Skulptur aus der Fläche in den dreidimensionalen Raum geführt hat.

Der selbstreflexive Hintergrund der ausgestellten Werke mündet in einem bunten Fries, das die Wand im gleichen Raum gliedert und so die Installation bonbonfarben hinterfängt. Es besteht aus 28 übergroßen Abgüssen von Des Künstlers Nase.

Nic Hess (*1968) lebt in Cagliari und Zürich. Nach Einzelausstellungen im Kunstmuseum Winterthur (2002), im Münchener Haus der Kunst (2004), in der venezianischen Fondazione Bevilacqua (2006), im Museo de Zapopan, Guadalajara, Mexico (2007), und großen Wandinstallationen im Hammer Museum in Los Angeles (2009) und Schloß Ringenberg (2009) war er zuletzt mit einer großen Intervention für die Daimler Collection im Mercedes Benz Museum in Stuttgart (2011) zu sehen.

We are pleased to inaugurate on November 25, 2011 at 7 pm our first solo exhibition of the Swiss artist Nic Hess in Berlin. The mechanized Season’s Greetings, floating our post boxes in this time of the year, seem to summon us to consume. Hess took these as the title for his show that questions ironically with its little Logo-house (casting shadows on the gallery walls) and with three light-installations with overhead-projectors the ceremonial gloom of western Christmas traditions.

Like in his installations that he has done before with tape and foils, an example of these installations can be seen in the entrée of the gallery, separating the office from the exhibition spaces, Hess undertakes with Feierlichkeit I–III (Festivity I–III) a research in the handling of our habits with our universal signs and the resulting shifts of meaning. While he freed in his earlier installations the logos and pictograms from their context by creating collaged compositions that were based on the immediate understanding of the signs, he is re-contextualizing by stressing the obvious difference between the meaning of the projection and the projected object. The first exhibition space is gleaming with a warm, solemn, orange light, that illuminates a whole wall as if it was the window of a church, but on the overhead-projector are lying only rulers Feierlichkeit I (Festivity I). A projected perforated sheet that seems to be a compendium of all known constellations is the image of the sheet of music of the aria “Frohe Hirten” (Joyous Shepherds) from Bach’s Christmas oratorio Feierlichkeit II (Festivity II). And the silently gleaming life-size Christmas tree in the corner turns out to be a riddled ALDI-bag Feierlichkeit III (Festivity III). While Hess used overhead-projectors for his earlier installations as tools for his large-scale wall-drawings, he radically reduces in this part of the show his actions by shifting the function of the projectors from a projecting, helpful tool to a sign-projector.

This de-materialization is negatively mirrored in the second exhibition space of the gallery by the sculpture Haus (House). This is a wooden hut that looks like a monumental gingerbread house and that is constructed from pictograms and logos of known companies. The WWF-bear, the recycling sign are mounted to form the roof, the piece-sign, the Nike-swoosh, and the hash-sign form together with the serpent from Alfa Romeo and the Adidas-stripes – to name just a few – the outer walls of the hut. The shadows of these logos cast by a floodlight on the walls refer to earlier installations that Hess has lead from the two-dimensional wall into the three-dimensional space.

In the same room the self-reflective background of the exhibits leads to a colorful frieze that divides the wall rhythmically. It consists of 28 monumental casts of Des Künstlers Nase (The artist’s nose).

Nic Hess (*1968) lives in Cagliari and Zurich. After single exhibitions in the Kunstmuseum Winterthur (2002), the Haus der Kunst in Munich (2004), the Venetian Fondazione Bevilacqua (2006), the Museo de Zapopan, Guadalajara, Mexico (2007), and after large wall-installations in the Hammer Museum in Los Angeles (2009) and Schloß Ringenberg (2009) he was lately seen with a large scale intervention for the Daimler Collection in the Mercedes Benz Museum in Stuttgart (2011).