Jonas Maas
Plural
May 3 – June 21, 2014
Wir freuen uns, am 2. Mai 2014 um 18.00 Uhr mit Plural unsere erste Einzelausstellung in Berlin von Jonas Maas (*1985, Trier, lebt in Düsseldorf) zu eröffnen. Maas wählte den Titel der Ausstellung mit Bedacht, die ausgestellten “Gemälde” zeigen die Vielfalt dessen, was er unter “Malerei” versteht. Während die klassische Gattung der Malerei dadurch definiert war, dass Farbe, mit einem Bindemittel gebunden, vom Maler mittels eines Werkzeugs (Pinsel, Spachtel, Rolle etc.) auf einen Bildträger aufgetragen wird, erweitert Maas das Spektrum der Möglichkeiten dessen, was unter “Malerei” oder “Gemälde” subsumiert werden kann, radikal.
Im ersten Ausstellungsraum etwa zeigt Maas zwei UV-Drucke auf Aluminium, die jeweils mit Stahlwinkeln an der Wand montiert sind. UV-Druck ist ein Druckverfahren bei dem die auf dem Trägermaterial aufliegende Tinte direkt nach dem Druck durch UV-Licht gehärtet wird. Der UV-Druck zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass er auf quasi jedes glatte Material gedruckt werden kann. So zum Beispiel eben auch – wie in unser Ausstellung – auf eine in der Mitte geknickte Aluminiumplatte. Der Bildträger, der mit einem Abstand von ca. 12 cm zur Wand montiert ist liegt nicht auf der Wand auf, sondern kragt des Knicks wegen leicht in den Raum.
Das von Maas am Computer entworfene und dann auf die mit Acryl grundierte Oberfläche gedruckte “Bild” setzt sich aus verschiedenen Bildebenen zusammen. Gegenläufige Raster, malerisch-gestisch wirkende Passagen, der Einsatz unterschiedlicher Farben führen zu einem Resultat, das beim Betrachter zu Orientierungslosigkeit führt: die einzelnen Strukturen sind nicht festzumachen. Das von Maas verwendete Verfahren dient ihm also nicht der Vervielfältigung einer Bildidee, sondern er nutzt es als Erweiterung malerischer Möglichkeiten.
Eine Erweiterung malerischer Möglichkeiten ist auch in den Arbeiten zu sehen, bei denen das eigentliche Bild – man meint bauchige Segel in Weiß auf schwarzem oder in Schwarz auf weißem Grund auf HDF (hochdichter Faserplatte) oder Aludibond zu erkennen – auf einer hölzernen Rasterkonstruktion montiert sind. Die eigentliche (Bild-)tafel, die keineswegs dem traditionellen Rechteck (oder bisweilen Oval oder Kreis) entspricht, sondern vielmehr auf vielfältigste Weise beschnitten, bzw. auseinandergeschnitten ist, ist mit Kreidegrund grundiert und dann wurde das “Bild” mit Sprühfarbe und Lack aufgetragen. Bei der Arbeit im ersten Raum ist der Lack teilweise glänzend und durch die Spiegelung wird der Raum mit einbezogen. Auch durch die Kombination aus gerastertem, farbigen Bildträger (im engeren Sinne des Wortes: Konstruktion, die das Bild trägt, ein gebrochenes Zitat des früheren Keilrahmens) und Bildtafel verlässt die Arbeit den angestammten Platz der Malerei: die Wand. Der Bildraum und der tatsächliche Raum werden miteinander verschränkt, wozu eben auch die beschnittenen HDF-Platten genauso wie die schräge Montage der Gitter, die nicht an der Vertikalen und Horizontalen ausgerichtet sind, beitragen. Was bei einer orthogonalen Hängung der Raster für “Ordnung” und Orientierung sorgen könnte (unser gesamtes mathematisches und geographisches System baut auf der Vorstellung von vertikal und horizontal gegliederten Räumen auf), führt hier zu einer spielerischen Negation überkommener Sehgewohnheiten.
Zwei weitere Arbeiten aus unser Ausstellung lassen sich kaum noch als Malerei verstehen: im ersten Raum ist es eine beschnittene Holzplatte von der nur noch drei Seiten vorhanden sind. Die linke Seite sowie im Grunde der gesamte Teil in der Mitte, der es nahelegte, von einer “Platte” zu sprechen, wurden entfernt. Zurück bleibt etwas, von dem man meinen könnte, es handele sich um Restholz einer Schreinerei. Nur: es ist fast ausgeschlossen, dass ein Schreiner eine Holzplatte mit derartigen kreisrunden Seiten entwickelt. Vielmehr ist die Negativform genauso wie das, was Maas als Relief mit 3,5 cm Abstand zur Wand montiert, eine ganz eigene Form. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass ein negativer Bildraum durch die verbliebenen drei Seiten definiert wird. Im zweiten Raum ist es eine Kombination aus zwei rosa Winkeln, die einen mittigen, negativen Bildraum definieren. Die beiden Winkel sind durch unregelmäßig beschnittene, grünliche Aluminiumplatten hinterfangen. Diese sehen aus, als könnten sie das eigentliche Bild sein, während die rosa Winkel auf den traditionellen Rahmen verweisen. Alles ist mit Gewindestangen und 5 cm Abstand zur Wand montiert, wiederum ist es eine flache, aber gleichzeitig in den Raum reichende Formation, die vielleicht am ehesten als Relief zu lesen ist. Für Maas bleibt es aber Malerei, was nicht zuletzt den verwendeten Farben und unterschiedlichen Methoden, diese aufzutragen, geschuldet ist.
Maas’ Werke zeichnen sich dadurch aus, dass er auf die schon früher eingesetzten Brechungen von Malereitraditionen verweist: er spielt ein Spiel der Referenzen, die als Summe der früheren Brüche gelesen werden können.
We are proud to inaugurate on May 2, 2014 at 6.00 pm Plural, our first single exhibition in Berlin with Jonas Maas (born 1985, Trier, lives and works in Düsseldorf). Maas chose the show’s title consciously, the exhibited “paintings” document the multiplicity of what he understands under the category of painting. While the classic idea of painting was defined by applying paint, bound by a binder, on a surface with a tool (brush, spattle, roller etc.), Maas is enlarging in a radical way the spectrum of possibilities of what can be subsumed under “painting”.
In the first exhibition space Maas shows two UV-prints on aluminum that are mounted to the wall with steel-constructions. A UV-print is a printing method that involves UV-light for the immediate drying process after the ink has been applied. The UV-print is characterized by the ability to use it on any kind of smooth material. For instance, it can be printed also on an aluminum plate that is creased in the middle. The picture carrier that is mounted to the wall with a distance of 12 cm is thus not hanging parallel to the wall, but is tilted towards the space.
The image that has been designed on the computer and printed on the surface (that has been primed with acrylic paint) is a conglomerate of different picture-layers. Grids working in opposite directions, painterly and gesture-like sections, and different colors lead to a result that create disorientation in the viewer: the single structures cannot be determined. Maas thus does not use “printing” for the multiplication of one image, but rather for enlarging the number of painterly possibilities.
One way of enlarging painterly possibilities can be seen also in the two works that show the image – one believes in seeing sails in white on black respectively black on white on HDF (high-density fiberboard) or alucobond – mounted on, or better: in a wooden grid. The image / plate is not at all following the traditional rectangle (or eventually oval or circle), but is cut in multiple ways, respectively divided. Before applying this image with spray-paint and varnish, the picture plane was primed with half-chalk ground. The work in the first exhibition space has been executed partly with shining varnish and thus the space around is mirrored and included. Also, the combination of a colored construction (the grid) carrying the image (and thus: citing the former stretcher bar) on a mounted picture plane, the place for a painting, that is: the wall, is exceeded. The pictorial space and the real space are interlocked, part of this process is born by the cut HDFs and the cantilevered way the grids are mounted. Whereas an orthogonal hanging of the grids would have been able to cater for “order” and orientation (our whole mathematical and geographical system is built upon the idea of vertical and horizontal spaces), the cantilevered way of mounting the grids is playfully negating the traditional viewing habits.
Two more works from the show can be barely understood as painting: in the first exhibition space it is a cut wooden plate of which only three sides are left. The left side as well as the center of what could be called a plate were cut off. The remains are what could be considered a left-over in a carpenter’s workshop. However, it is almost excluded that a carpenter would create a plate with similar rounded sides. Thus, the negative cut out is what the relief, mounted with a distance of 3.5 cm to the wall, is: a particular form in itself. It is determined by the negative pictorial space defined by the three remaining sides. In the second space it is the combination of two angles that define a central negative space. The two angles have, as a background, two irregularly cut aluminum-plates. They look as if they could be the image itself whereas the pink angles could be the traditional frame. The whole set is mounted to the wall with a distance of 5 cm. Again, it is a flat construction that is including the real space, a construction that can be read as a relief.Maas, however, is considering it as painting, due to the colors used and the different methods of color application.
Maas’ works are distinguished by the way they refer to earlier traditions (and the distortion of these traditions): he is playing a game of references that can be read as the sum of earlier fractions.