Jonas Maas
cluster

April 20 – June 15, 2013

Am 19. April 2013 eröffnen wir um 19.00 Uhr unsere erste Ausstellung mit Werken des Malers Jonas Maas (1985 geboren in Trier). Maas wird dieses Jahr sein Studium in Düsseldorf an der Akademie bei Tomma Abts abschließen, er hat zuvor bei Winfried Virnich an der Kunsthochschule in Mainz studiert.

Das Ende oder der Tod der Malerei sind ein ausgelutschtes Thema. Immer wieder wurde und wird die Unmöglichkeit der Malerei postuliert, immer wieder fanden und finden sich Apologeten, die das Malen als Form der künstlerische Äußerung verteidigen, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Kunst selbst neue Argumente liefert. Es wäre also banal, Jonas Maas und seine Arbeiten vor allem vor dem Hintergrund dieses vermeintlichen Endes zu sehen und seine Werke als Argumente pro Malerei heranzuziehen. Viel fruchtbarer ist es, zu analysieren, was der Künstler Maas eigentlich macht.

In unser Ausstellung zeigen wir nebeneinander UV-Drucke (auf Holz oder Aluverbund), Mischtechniken auf Holz und dreidimensionale, reliefartige winkel-förmige Arbeiten aus Holz oder Metall, die Acryl auf Papier integrieren und mit Abstand zur Wand montiert sind.

Die UV-Drucke, fast ausschließlich Unikate, sind Produkte eines hochkomplizierten Arbeitsverfahrens (mit Rastern und Spiegelungen oder Verfüllungen solcher Raster). Maas erarbeitet sich diese ‘Produkte’ in langen Prozessen. Diese sind malerischen Ansätzen vergleichbar und zwar nicht nur deshalb, weil sich ein ähnliches Vor und Zurück auch bei Malern findet, die immer wieder bestimmte Stellen bearbeiten, bis sie dann hoffentlich einverstanden sind mit dem, was sie gemacht haben, sondern auch, weil Maas gewissermaßen mit der leeren Leinwand, dem leeren Blatt beginnt. Er geht also nicht von Vorlagen aus, die bearbeitet werden – so könnte man im ‘normalen Leben’ regelmäßig das arbeiten in Photoshop beschreiben –, sondern schafft neues aus sich bzw. dem Programm heraus. Dieses neue ist deshalb auch nicht als ‘abstrakt’ zu beschreiben – hier wird nichts reduziert, auf den Punkt gebracht –, sondern eher als konkret in dem Sinne, das etwas ganz eigenes entsteht, das in der ‘wirklichen Welt’ kein Vorbild hat. Der ‘Punkt’ ist ein Stichwort, das noch hervorgehoben gehört: denn Maas arbeitet mit dem Raster, also den Hilfsmitteln, die im Druck Bilder entstehen lassen. Statt diese Aufgabe zu erfüllen (und damit also einen Erkenntnisgewinn zu ermöglichen), läßt Maas den Betrachter seiner Arbeiten im unklaren. Ohne weiteres nachvollziehbar, wie die Datensätze bearbeitet wurden, um zu den frappierenden Moiré-Effekten, oder etwa zu dem Vor- und Zurückspringen von bestimmten Bildelementen zu kommen, sind die Werke jedenfalls nicht.

Maas’ ‘klassischere’ Gemälde, also diejenigen Arbeiten, bei denen Farbe (u.a. Acryl, Öl, Lacke) mit dem Pinsel oder anderen Werkzeugen (Sprühpistole, Rolle) auf einen Bildträger aufgebracht wird, sind vergleichbar konkret in dem Sinne, daß wieder keine Abbildung oder Abstraktion von etwas geschaffen wird. Vielmehr scheint es um spielerisch behandelte Gegensätze wie ‘weich und hart’, ‘Bild und Relief’, ‘Transparenz und Dichte’, ‘Glanz und Trockenheit’ zu gehen. Auch dass die Bilder, oder sollte es besser heißen: Objekte (?), überdies Formen haben, die vom klassischen, rechteckigen oder ovalen Tafelbild weit entfernt sind, weil es – neben simplen rechteckigen Formen – mal eine Raute, mal in zwei Schichten ein Rechteck und eine Raute, mal eine durchlöcherte, als geometrische Form nicht mehr zu definierende Fläche ist, zeigt, wie wichtig für Maas die Materialisierung seiner Werke, also – im wörtlichen Sinne – das in Material bringen ist. Wir kennen solche Verfahren natürlich von den Shaped Canvases, die in den 60er Jahren ihren Siegeszug vor allem durch die US-amerikanische Kunst zogen, aber bei Maas ist gerade das Zusammenspiel von objekthaft benutzter Farbe – hier sei die hellviolette Ausmalung der Bohrungen in einem mit zahlreichen Löchern versehenen Gemälde von 2013 hervorgehoben – und dem ‘geshapeten’ Objekt interessant, ein Zusammenspiel, das seinerzeit nicht allzu oft eine Rolle spielte.

Schließlich sehen wir in der Ausstellung auch technoid wirkende Rahmen, die allerdings nur zwei Seiten eines Rechtecks, also – wenn man so will – nur die Hälfte des Bildes umschreiben. Die von den Materialien eingefaßten Papiere, ebenfalls in Winkelform, sind bemalt. Sie befinden sich aber nicht (ausschließlich) innerhalb des Rahmens, sondern ragen regelmäßig an dessen Außenkanten heraus. Was hier also von wem gerahmt wird, das bemalte Blatt oder der Holz- oder Metallwinkel, bleibt unklar. Überdies sind diese Arbeiten in ca. 10–12 cm Abstand zur Wand installiert, so daß sie vor der Wand zu schweben scheinen. Somit wird der Relief- oder Skulptur-Charakter hervorgehoben.

Klassische Hierarchien, die Skulpturen und Gemälde über Graphik stellten, werden durch Maas’ Arbeitsweise unterlaufen. Es entstehen keine Gruppen, die jeweils zusammengehören, sondern Maas erwartet sich einen synästhetischen Blick auf seine Werke, der akzeptiert, das das eine und das andere gleichermaßen nebeneinander Bestand haben. Immer geht es um die Grenzen und Möglichkeiten der Malerei und wie diese auszuloten sind. Im Ergebnis sehen wir visuell verunsichernde, teils beeindruckende, teils verwirrende Objekte, bzw. Bilder. Auch wenn diese Werke keine politisch-sozialen Narrative liefern und also keine direkte Verantwortung, nicht einmal eine, die auf das Subjekt des Malers bezogen ist, übernehmen, sind sie doch insofern als politisch anzusehen, als sie die zeitgenössische Welt des Digitalen mit der alten analogen Welt verbinden. Maas macht keine Computerkunst, aber er nutzt den Computer als ein weiteres malerisches Werkzeug.

We are pleased to present our first exhibition of the work of painter Jonas Maas on April 19th, 2013 at 7pm. This year, Maas will graduate from the Düsseldorf Kunstakademie under the tutelage of Professor Tomma Abts. He studied previously under Winifried Virnich at the Kunsthochschule in Mainz.

The end or death of painting is a stale topic. Time and again the impracticality of painting has been postulated and time after time apologists are found, who defend painting as a form of artistic expression, if nothing else, becuase the art itself provides new arguements. So it would be mundane to see Jonas Maas and his works against this background and raise them as arguements for painting. It is much more fruitful to analyse what it is the artist Jonas Maas actually does.

In our exhibition we show UV-prints (on wood or aluminum plating), mixed media on wood and three dimensional, relief-like angle-shaped works of wood and metal installed so they appear to hover over the wall.

The UV-print is a highly complicated working method, which involves screens, reflections or infilling of such screens. Maas develops these ‘products’ in a long processes. These are comparable with painterly approaches not just becuase there is a similar back and forth also found in painting, in which the artist must continuously adapt the work until he hopefully agrees with the result, but because Maas, in a sense, begins with empty canvas, the empty page. He does not work from templates, which is how one could regularly describe the work in Photoshop, rather he creates something new from the program. To get to the point, these new creations cannot be described as abstract, because nothing is being reduced, rather they are concrete in the sense that they are something that has originated on their own with no precedence in the ‘real world’. The ‘point’ is a keyword that deserves to be highlighted because Maas works with grids and other tools which give rise to the print image. Instead of answering these purposes and there for allowing for knowledge acquisition Maas leaves the viewer unclear. Without further clarification, such as the data sets that have been adapted in order to create the astonishing Moire Effects or the back and forth to get to specific pictoral elements, are not the works.

Maas’ ‘classical’ paintings, those that are created using paint and a paintbrush or other tools, such as a airbrush or roller on a surface are comparable in the sense that they are once again not a depiction or abstraction. Rather they are often times a playful handling of opposites such as ‘soft and hard’, ‘picture and relief’, ‘transparency and density’ and ‘glossy and matte’. The paintings, or should I say objects (?) morever possess a form that are widely removed from the classical, right-angle or oval panel paintings. One a rhombus, another one in two layers, a rectangle and a rhombus, another cut like Swiss cheese, these geometric forms are no longer definitively flat. Which shows how important the matierialization of his works, that the works in a wordy sense are brought about. We know such processes namely from the shaped canvases of the 1960’s.

Finally, we also see technical looking frame, with two sides of a rectangle could certainly be read – if one so wished – as simply half a picture. Colorfully painted paper also comes in the shape of a right angle. They do not appear exclusively on the inside of the frames rather they regularly protrude from the outer edges. What is actually framed here, the painted page, the wood ort he metal angle remains unclear. Moreover these works are installed with a 10–12 cm gap between the wall, so that they appear to hover, highlighting the sculptural characteristics of the piece.

Classical hierarchies of sculpture and painting over graphics, are subverted by Maas’ operating principles. No groups appear that seem to belong to one another, rather Maas’ expects a synesthestic view of his work, that are accepted and endure next to one another. It always avoids the boundaries and possibilities of painting and how we fathom these. In conclusion we see visually unsettling, part impressive, part confusing, objects or pictures. Also if these works possess no socio-political narrative and therefore no direct responsibility, not even to the subject of the painting, they appear to act as a connection between the contemporary digital world and the old analog world. Maas does not make digital art but he does use the computer as an additional painterly tool.