Stephan Engelke, Lucas Fastabend, Jonas Maas
Y

September 5 – November 7, 2015

Mit Y eröffnen wir anläßlich des 7. DC Open Wochenendes eine Gruppenausstellung, die die naheliegende Frage, warum die drei Künstler Stephan Engelke, Lucas Fastabend und Jonas Maas zusammen gezeigt werden, schon im Titel stellt, sofern man diesen auf Englisch ausspricht. Die Antwort darauf ist nicht in biographischem zu sehen, also nicht darin, daß alle drei beteiligten Künstler ihren ersten Studienort in Mainz und in der Klasse von Winfried Virnich hatten, nicht darin, daß sie zu den Initiatoren und Betreibern des Mainzer Off-Spaces “Ringstube” gehörten, und nicht darin, daß zwei von ihnen nach der Mainzer Akademie an die Düsseldorfer Akademie wechselten, um dort ihren Abschluß zu machen. Auch die die drei Künstler verbindende Freundschaft ist nicht der Grund für diese Ausstellung; “freundschaftliche Nähe ist nicht relevant für meine Entscheidungen,” erklärt einer der Protagonisten, und ergänzt sinngemäß, daß erst durch die Distinktion die Gemeinsamkeiten relevant werden.

Der Buchstabe Y als Figur trägt allerdings die Antwort in sich, denn es werden von den drei beteiligten Künstlern verschiedene Wege beschritten, die jedoch alle zusammenhängen und – wenn man so will – von einem Zentrum ausgehen. Die Wege sind in der Tendenz zu unterschiedlichen Medien zu sehen, die das Denken und Arbeiten der Künstler jeweils besonders bestimmen: das körperlich-objekthafte (Engelke), Fotografie im Sinne der Lichtbildnerei (Fastabend) und Malerei (Maas). Die zentrale Einheit von der alles seinen Ausgang nimmt, kann als introspektive Analyse beschrieben werden. “Introspektiv” nicht insofern, als es darum ginge, eine Form von künstlerisch basierter Psychoanalyse zu betreiben. Vielmehr geht es darum, medienreflexiv das jeweils benutzte Medium zu analysieren und seine traditionellen Grenzen zu umspielen. Daß damit auch eine Haltung verbunden ist, die sich in verwandten Charakteren widerspiegelt, in Ernsthaftigkeit und Präzision, steht auf einem anderen Blatt.

Stephan Engelke arbeitet überwiegend mit Wandobjekten, deren farbige Erscheinung – sei es durch farbige Fassung, sei es durch malerisch bewußten Einsatz der Materialfarbe – substantiell im Hinblick auf ihre Bildlichkeit ist. So sind die räumlichen Formationen nur zusammen mit der Farbe zu sehen und zu verstehen, genauso wie umgekehrt die Farbflächen nur als Raumobjekte funktionieren. Das eine ist vom anderen nicht getrennt zu lesen, es gibt also nicht ein Bild auf einem Objekt oder ein eher akzidentiell farbliches Objekt, sondern schlicht ein Bildobjekt, das genau und nur in der gegebenen Material-Farb-Konstellation existiert.

Lucas Fastabend arbeitet unter anderem mit fotografischen Techniken und man kann von einer Form der Fusion sprechen: Scan- und Druck-Vorgänge, analoge Belichtung, Film, Projektion, Kopie – all’ dies ist Material seiner Arbeiten in dessen Gebrauch auch das Moment des Zufalls eine Rolle spielt, der vom Künstler als solches akzeptiert und einbezogen wird. Der Entstehungsprozeß der Arbeiten von Fastabend ist einer der Anreicherung und Zuspitzung durch mediale Transfers, wobei nicht zuletzt die Entscheidung zur Beendung dieses Prozesses die Bildgestalt bestimmt.

Ganz explizit als Maler versteht sich Jonas Maas, auch wenn seine Gemälde sehr oft eine digitale Basis haben: in Form von Bilddateien, die am Computer erstellt werden. Es handelt sich dabei nicht um Abstraktionen oder Veränderungen von vorhandenen Bildern – die übliche Verwendung eines Bildbearbeitungsprogramms wird hier also unterlaufen, sondern um freie malerische Kompositionen, die mittels UV-Druckverfahren auf Träger verschiedenster Materialien gedruckt werden. Sie sind höchst zeitgenössisch auch insofern, als in ihnen digitale und analoge Mittel eine enge bildkonsistente Verbindung eingehen.

Der Künstler Maas – und bei Engelke und Fastabend verhält es sich nicht wirklich anders – entscheidet also über das Ergebnis, er entscheidet auf der Grundlage seiner Einschätzung dessen, was sinnlich wahrnehmbar ist, bzw. wahrgenommen werden soll, er schafft ein ausgesprochen ästhetisches Resultat, das allerdings gerade in der konsequenten Befragung des eingesetzten Mediums lebt.

With Y we inaugurate on the occasion of the 7th DC Open Weekend a group exhibition that poses in its title the obvious question, why the three artists Stephan Engelke, Lucas Fastabend, and Jonas Maas are shown together. The answer to the question is not to be found in autobiographical reasons and thus cannot be seen in the fact that they all were first visiting the academy of Mainz and its class of Winfried Virnich. Also, the answer is not that the three artists initiated and ran the off-space “Ringstube” in Mainz and not that two of them went to Dusseldorf Academy to conclude their studies. Finally, the personal friendship between the three is also not a reason to show them together; one of them coined the following: “friendship is not relevant for my decisions”, and he adds that only distinctions make the common ground relevant.

The letter Y as a figure intrinsically carries the answer because all three artists follow different artistic roads that are, however, connected to each other and start from one center. These roads can be seen in the tendency towards different media employed by the artists, media that particularly influence their theory and practice: the relation to the object (Engelke), photography in the sense of creating with light (Fastabend), and painting (Maas). The central unity that is the basis for all three of them can be described as an introspective analysis. “Introspective” not meant as a form of art-based psychoanalysis, but rather as a way of reflecting and analyzing the employed media with the media employed. That this is an attitude based on common characters and on seriousness and the wish to achieve precision, is another story.

Stephan Engelke works mainly with objects installed at the wall that are using color – be it by being painted-on, be it by employing material of a certain color. Thus, the color is substantial for the work. The spatial aspects can be seen and understood only together with the color and the colored surfaces function as spatial objects. The one cannot be separated from the other, there is no image on an object and no accidentally colored object either, but just an object that exists only and precisely in the given constellation of material and color.

Lucas Fastabend works with photographic techniques, amongst others, and one can speak of a form of fusion: scanning- and printing processes, analogue exposure, film, projection, copies – all this is material for his work, material and processes that include chance results that are accepted as such by the artist. The creation of Fastabend’s works has to do with enrichment and intensification through media-transfers; the decision to stop a process is also determining the image’s result.

Jonas Maas understands what he does explicitly as painting, even though his paintings often do have a digital basis. He is working with image data generated on the computer. This is not the alteration of, respectively abstraction from existing images – what usually is done with an image editing program, but rather a free painterly (but digital) composition that is printed via UV-print on image carriers of different materials. By relating consistently digital and analogue means Maas is employing highly contemporary processes.

Maas – and it is basically the same with Engelke and Fastabend – decides what is the result that can be considered “work”, on the basis of his evaluation of what is aesthetically visible, respectively what shall be experienced as the aesthetic result, a result that depends on the consequential questioning of the employed media.