Florian Schmidt
impermanent constellation
September 6 – November 8, 2025
Wir freuen uns, neue Werke von Florian Schmidt (*1980 in Raabs, lebt und arbeitet in Berlin) unter dem Titel impermanent constellation auszustellen. Die bereits vierte Einzelausstellung des Künstlers in unserer Galerie werden wir am 5. September 2025 von 18 bis 21 Uhr eröffnen.
Florian Schmidt beschäftigt sich in seinen neuesten Arbeiten mit dem Verhältnis von Architektur, körperlicher Wahrnehmung und der eigenen Biografie auf eine expertimentelle Art und Weise. Das Resultat dieser Forschung sind Bildkörper, die sein künstlerisches Interesse am grenzüberschreitenden Arbeiten an der Schnittstelle von Malerei, Skulptur und Architektur offenbaren. Schmidts Werke changieren zwischen dem Zwei- und Dreidimensionalen und loten durch ihren hybriden Charakter mediale Grenzen aus. Es entstehen bruchstückhafte räumliche und geschichtliche Konstellationen, die einen Prozess evozieren, in dem die Bilder mit persönlichen Assoziationen verbunden und weitergedacht werden.
Die Konstellationen beziehen sich auf Ausstellungssituationen, architektonische Skulpturen und skulpturale Elemente von Architektur. Dabei reflektiert Schmidt die Architektur nicht nur als abstraktes Thema, sondern verbindet sie mit biografischen Spuren, namentlich Reisen an die jeweiligen Orte. Der Künstler transformiert diese von ihm erlebten Orte zu flüchtigen Bildräumen, die seine Erfahrungen und Erinnerungen in sich tragen.
Für die Umsetzung seiner Bildkörper konstruiert Schmidt Träger aus Holz und Karton, die er mit Acryl, Lack und Vinyl bearbeitet. Wie in seinen früheren Arbeiten sind die gemalten Flächen höchst subtil aufeinander abgestimmt. Nur scheinbar beschränkt sich Schmidt je Bild auf eine oder zwei Farben, tatsächlich lassen sich, durch die vielen lasierend aufgetragenen Schichten, ganz unterschiedliche Farbtöne wahrnehmen. Die Kompositionen der neuen Arbeiten unterscheiden sich jedoch von dem, was wir bislang von Schmidt kennen. Sie basieren auf Aufnahmen, die der Künstler auf Reisen nach unter anderem New York, London und Wien aufgenommen hat. Die skulpturalen und räumlichen Elemente werden nicht nur malerisch, auf der Oberfläche abgebildet, sondern durch das Trägermaterial reliefartig nachgebildet. Die Fugen im Bildträger markieren dabei nicht nur architektonische Strukturen, sondern deuten auch Licht- und Schattenverläufe an. So geht es nicht um die reine Darstellung architektonischer / skulpturaler Formen, sondern um die Vermittlung der körperlichen Erfahrung des Raums, die Schmidt selbst gemacht hat und uns, den rezipierenden, im Werk erfahrbar macht.
Carlos Cruz-Diez verwandelte 2019 die Treppen und den Eingangsbereich des mumok in Wien in ein optisches Spektakel. Durch farbige Kompositionen erzeugte er Nachbilder (vorübergehende Farb- oder Formerscheinungen, die nach längerem Blick auf ein Bild / eine Farbe auftreten) und schuf so eine kinetische Installation, deren Bewegungswirkung allein durch die Wahrnehmung der Besucher*innen entsteht. Im Eingangsbereich unserer Ausstellung begegnet man Florian Schmidts Arbeit Constellations / Cruz-Diez, Vienna, deren Linienkomposition auf Cruz-Diez‘ Arbeit basiert. Eine fotografische Aufnahme der Installation ist auf Papier gedruckt und auf den Bildträger aufgebracht. Als Auftakt der Ausstellung führt das Werk unmittelbar in Schmidts zentralen Ansatz ein: die Übertragung fotografischer Wahrnehmungen in haptische, räumlich erfahrbare Bildkörper, die Bewegung, Raum und visuelle Erfahrung miteinander verknüpfen.
Isamu Noguchis Deckeninstallation Ceiling wurde 1956–57 für die Lobby des Bürogebäudes 666 Fifth Avenue in New York geschaffen. Die 114 Aluminiumlamellen transformieren den Raum nicht nur visuell, sondern auch räumlich und akustisch, wobei industrielle Materialien in organische, poetische Formen übersetzt werden. Noguchi schuf so eine immersive Raumskulptur, in der die Wahrnehmung und Bewegung der Betrachter*innen ein integraler Bestandteil des Werks werden. Nachdem die Installation 2020 nach Renovierungen des Gebäudes entfernt wurde, war sie 2022 in der Ausstellung A New Nature bei White Cube, London zu sehen, wo Florian Schmidt sie erlebte und fotografisch dokumentierte und danach als Vorlage für die Arbeit Constellations / Noguchi (Diptych), London nutze.
Schmidt beobachtet die Verschiebung von Noguchis Arbeit als ortsspezifisches Kunstwerk im Alltagsraum zur museal präsentierten architektonischen Arbeit und wird selbst Teil dieses Prozesses, indem er seine Wahrnehmung von der Arbeit in einen Bildkörper überträgt, der von den Besucher*innen erneut erfahren und interpretiert wird. Eine Reihe von Schmidts Arbeiten thematisieren museale und transitorische Räume, darunter drei Werke, die auf Aufnahmen des Treppenhauses im MoMA New York basieren. Sie regen zur Reflexion über die Wahrnehmung von Raum und Bewegung im musealen Kontext an.
Weitere Werke basieren auf Aufnahmen von Skulpturen, darunter Torkwase Dysons Liquid Shadows, Solid Dreams (A Monastic Playground) am Whitney Museum in New York. Durch die Verschiebung von Licht, Raum und Bewegung entstehen ständig wechselnde abstrakte Formen, die Dyson als Mittel begreift, um Fragen von räumlicher Zugehörigkeit zu verhandeln. Florian Schmidt überträgt seine eigene körperliche Navigation und Erfahrung in seine Werke und macht sie so für Betrachter*innen visuell erfahrbar.
Der Begriff „Konstellation“ wird sowohl in der Astrologie als auch in der Architektur verwendet. In der Astrologie bezeichnet er die Anordnung von Sternen, die zusammen ein Muster ergeben, das allerdings aufgrund der Bewegung der Sterne und der Rotation der Erde ephemer ist. In der Architektur beschreibt er die Beziehung von Bauteilen oder räumlichen Elementen zueinander, die gemeinsam eine räumliche Komposition bilden. Für Florian Schmidt fasst der Titel impermanent constellation diese doppelte Bedeutung zusammen: Er verweist auf die Flüchtigkeit und Wandelbarkeit seiner Werke, die auf Momentaufnahmen, persönlichen Erinnerungen und räumlichen Erfahrungen basieren und auf die räumlichen, architektonischen Strukturen, die er in seinen Arbeiten aufnimmt und transformiert.
We are pleased to present new works by Florian Schmidt (born in Raabs in 1980, lives and works in Berlin) under the title impermanent constellation. The artist‘s fourth solo exhibition at our gallery opens on September 5, 2025, from 6 to 9 pm.
In his latest works, Florian Schmidt explores the relationship between architecture, physical perception, and his own biography in an experimental way. The result of this research are pictorial bodies that reveal his artistic interest in cross-disciplinary work at the interface of painting, sculpture, and architecture. Schmidt‘s works oscillate between the two and three dimensional and probe at the boundaries of media through their hybrid character. The result are fragmentary spatial and historical constellations that evoke a process in which the images are linked to personal associations and thus further developed.
The constellations refer to exhibition settings, architectural sculptures and sculptural elements of architecture. Schmidt reflects on architecture not only as an abstract theme, but furthermore connects it with biographical traces, namely journeys to the respective locations. The artist transforms these places he has experienced into fleeting pictorial spaces that carry his experiences and memories within them.
To create his images, Schmidt constructs wooden and cardboard carriers, which he then treats with acrylic, lacquer, and vinyl. As in his earlier works, the painted surfaces are coordinated in a highly subtle manner. Schmidt only seemingly limits himself to one or two colors per image when in fact, due to the many layers of glaze applied, very different shades can be perceived. However, the compositions of the new works differ from what we have come to know from Schmidt. They are based on recordinds taken by the artist on trips to New York, London, Vienna, and other cities. The sculptural and spatial elements are not only depicted pictorially on the surface, but reproduced in a relief-like manner by the carrier material. The gaps in the image carrier not only mark architectural structures, but also suggest light and shadow gradients. Thus, it is not about the pure depiction of architectural/sculptural forms, but rather about conveying the physical experience of space that Schmidt himself had and that he allows us, the viewers, to experience in his work.
In 2019, Carlos Cruz-Diez transformed the staircases and entrance area of the mumok in Vienna into an optical spectacle. Using colorful compositions, he created afterimages (temporary color or shape phenomena that occur after looking at an image or color for a long time), thus creating a kinetic installation whose motional effect is created solely by the visitors‘ perception. In the entrance area of our exhibition, visitors encounter Florian Schmidt‘s work Constellations / Cruz-Diez, Vienna, whose line composition is based on Cruz-Diez‘s work. A photography of the installation is printed on paper and applied to the image carrier. As the prelude to the exhibition, the work introduces Schmidt‘s central approach: the transfer of photographic perceptions into haptic, spatially experienceable image bodies that link movement, space, and visual experience.
Isamu Noguchi‘s ceiling installation Ceiling was created in 1956–57 for the lobby of the office building at 666 Fifth Avenue in New York. The 114 aluminum slats transform the space not only visually, but also spatially and acoustically, translating industrial materials into organic, poetic forms. Noguchi thus created an immersive spatial sculpture in which the viewer‘s perception and movement become an integral part of the work. After the installation was removed in 2020 following renovations to the building, it was shown in 2022 in the exhibition A New Nature at White Cube, London, where Florian Schmidt experienced it and documented it photographically, subsequently using it as a template for the work Constellations / Noguchi (Diptych), London.
Schmidt observes the shift in Noguchi‘s work from a site-specific artwork in an everyday space to an architectural work presented in museums, and becomes part of this process himself by transferring his perception of the work into a body of images that can be experienced and interpreted anew by visitors. A series of Schmidt‘s works address museal and transitory spaces, including three works based on recordings of the stairwell at MoMA New York. They encourage reflection on the perception of space and movement in a museal context.
Other works are based on recordings of sculptures, including Torkwase Dyson‘s Liquid Shadows, Solid Dreams (A Monastic Playground) at the Whitney Museum in New York. The shifting of light, space, and movement creates constantly changing abstract forms, which Dyson sees as a means of negotiating questions of spatial belonging. Florian Schmidt transfers his own physical navigation and experience into his works, making them visually accessible to viewers.
The term “constellation” is used in both astrology and architecture. In astrology, it refers to the arrangement of stars that together form a pattern, which is, however, ephemeral due to the movement of the stars and the rotation of the Earth. In architecture, it describes the relationship between building components or spatial elements that together form a spatial composition. For Florian Schmidt, the title impermanent constellation sums up this dual meaning: it refers to the transience and versatility of his works, which are based on snapshots, personal memories, and spatial experiences, and to the spatial, architectural structures that he incorporates and transforms in his works.